Made in Katzenfurt

Die Kreisspitze im Gespräch mit der Firmenleitung der HEDRICH Group über ein "Mutmacher"-Projekt in der Krise.
Anlagen ähnlich dieser von HEDRICH kommen beim sogenannten Verguss von Rotoren für Elektromotoren eines Autobauers zum Einsatz.
 
Ehringshausen-Katzenfurt. Es war eine Zusammenkunft unter dem Motto "Politik trifft Wirtschaft". Zum einen. Zum anderen wollte Unternehmensberater Norbert Müller, zudem Vorstand des Competence Centers Duale Hochschulstudien bei StudiumPlus und Geschäftsführer der Aßlarer Firma "Advacon", sie als "Mutmacher-Aktion" im Zuge der Corona-Krise verstanden wissen.
Mit dabei in der Zentrale der HEDRICH Group in Katzenfurt war die Kreisspitze mit Landrat Wolfgang Schuster (SPD) und Vize Roland Esch (FWG) sowie den Kreisbeigeordneten Heinz Schreiber (Grüne) und Wolfram Dette (FDP).
 
Aus einem kleinen Ort in die große Welt
Ihnen gegenüber saßen Mitglieder der Geschäftsführung, an der Spitze Geschäftsführer Wolfgang Weiß. Vertriebsleiter Holger Zimmermann stellte die HEDRICH Group vor, skizzierte sie als Mittelständler, der seine Erzeugnisse aus einem kleinen Ort in die große Welt liefert.
 
Und dies auf mehreren Feldern. Lag der Schwerpunkt vor wenigen Jahren allein auf Elektroindustrie und Service, so macht die Elektroindustrie heute 33 Prozent aus, der Service 16 Prozent. 2014 kam der Markt für Windräder dazu, der heute 34 Prozent misst, und 2018/19 die E-Mobilität mit 17 Prozent. Perspektivisch soll für HEDRICH der Markt für den Flugzeugbau noch hinzukommen. So erzählte Zimmermann, dass alle Siemens-Trafospulen in der Welt eine Anlage von HEDRICH durchlaufen haben, dass eine Anlage "made in Katzenfurt" dazu dient, die Rotorblätter für Windräder zu gießen. Aktuell entwickelt und baut HEDRICH die komplette Fertigungslinie zum Verguss von Rotoren für Elektromotoren neuer E-Autos eines deutschen Automobilbauers.
 
HEDRICH GROUP
HEDRICH konstruiert, produziert und entwickelt Vakuumanlagen. Neben der Elektro- und der Automobilindustrie wurden gemeinsam mit mehr als 2500 Kunden weitere Anwendungsbereiche, wie die Composite-Vakuuminfusion oder der E-Motoren-Verguss, entwickelt. Etwa 80 Prozent der Produkte werden exportiert.
Das Unternehmen hat 230 Mitarbeiter in Deutschland, der Schweiz, Indien, Russland und China sowie 30 Vertretungen weltweit.
HEDRICH verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr 45 Millionen Euro Umsatz.
Seit 2012 gehört das ehemalige Familienunternehmen, wie auch das Krankenhaus in Ehringshausen, der Quadriga Capital Eigenkapitalberatung GmbH.
 
Nicht nur um dessen Präsentation ging es, auch ums Gespräch. Schuster wertete das Unternehmen als Mittelständler, der in einer Marktnische erfolgreich und gar Weltmarktführer ist, der mehrere Standbeine hat und sich immer weiterentwickelt, getreu dem Motto "Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit Zeit".
Auch um Produktpiraterie ging es, etwa in China, wo man ungeachtet der Patente Anlagen aus Katzenfurt nachbaue. Das könne man kaum verhindern, machte Zimmermann klar. Müller befand, dem könne man nur begegnen, wenn zu dem Zeitpunkt, an dem ein Produkt "abgekupfert" wird, schon ein weiterentwickeltes am Markt ist.
Natürlich ein Thema: Corona. Weiß sagte, man habe sich auf vier Monate Durststrecke eingestellt, aber es gehe weiter, es gebe Aufträge, wenn auch nicht so viele, wie vor der Krise. Aber, ergänzte Müller, er erwarte für das Geschäftsjahr 2020/2021 unter dem Strich dennoch Wachstum.
 
Zeit der Krise wird für Entwicklungen genutzt
Weiß lobte Betriebsrat und Belegschaft (in Katzenfurt arbeiten 150 der weltweit 230 Mitarbeiter), dass sie schmerzhafte Maßnahmen wie Kurzarbeit und Splittung des Urlaubsgeldes mittragen. Denn gemeinsames Ziel sei, keinen Mitarbeiter zu verlieren. Und so nutze man die Zeit der Krise auch für die Entwicklungsarbeit.
Und für die weitere Digitalisierung der Abläufe. Was das bedeutet, zeigte Emre Erbay (Leiter IT), der mit seinem Team und einem Video zum Thema den Digital Champion Award 2019 gewonnen hatte. Das Unternehmen überzeugte in der Kategorie "Digitale Prozesse & Organisationen" mit seiner digitalisierten Produktion. Und Erbays Team blickt voraus, etwa was den Einsatz künstlicher Intelligenz angeht.